STOP! NICHT!
Sie packt den Mann am Handgelenk und zwingt ihn, loszulassen.
Wenn Sie daran ziehen, zerreißen Sie ihm den Arm. Lassen Sie den Koffer genau da liegen, bis die Feuerwehr ihn unterbaut.
STOP! NICHT!
Sie packt den Mann am Handgelenk und zwingt ihn, loszulassen.
Wenn Sie daran ziehen, zerreißen Sie ihm den Arm. Lassen Sie den Koffer genau da liegen, bis die Feuerwehr ihn unterbaut.
Der Arm des Jungen steckt unter einer verbogenen Sitzschiene, Blut sickert, nicht spritzend, aber stetig. Sein Bein ist verdreht, aber nicht offen.
Nicht bewegen!! sagt sie, während sie die blutende Stelle mit Kompressen abdichtet. Ich drücke jetzt, das wird, weh tun…
Sie haben eine Schramme. Herzlichen Glückwunsch. Dann gehen Sie jetzt bitte vom Einsatzort, bevor Sie wirklich verletzt werden und wir uns um Sie kümmern müssen.
Ihr Blick wandert zu den Mini-Kameras, die er aufstellt.
Und diese Dinger kommen weg. Sofort. Sonst rufe ich die Polizei und Sie werden vom Gelände getragen. Ich habe keine Zeit für Gaffer.
Robin streift an den Einsatzkräften vorbei, den Blick auf den nächsten Verletzten gerichtet, als sie am Rand zwei Personen erkennt, die nicht hier sein sollten. Sie wirken kreidebleich, Augen weit, suchend. Robin bleibt vor den WG-Mitbewohnern stehen.
Euren Freunden geht es gut. Niko ist auf dem Weg ins Krankenhaus. Schulterluxation und Beinfraktur, aber kein vitales Risiko. Stacy hat nur oberflächliche Verletzungen. Sie müsste noch irgendwo hier sein… Mehr darf ich nicht sagen.
Und dann wendet sie sich wieder ab, routiniert, kalt, funktional- weil sie in diesem Moment Ärztin sein muss, nicht jemandes Bekannte.
Kruse dreht sich zu Kalle, einer der wenigen Momente, in denen er kurz den Blick hebt.
„Sanitäter. Gut.“
Er deutet mit dem Kopf auf den Zug.
„Sie übernehmen Grün- und Gelbpatienten. Grundversorgung, Vitalcheck, Stabilisierung. Wenn’s rot wird, melden Sie es sofort.“
Sie können hier nicht stehen. Hier liegen Menschen mit potenziell lebensbedrohlichen Verletzungen. Wenn Sie im Weg stehen, gefährden Sie sie.
Als Niko auf der Trage plötzlich wegkippt, reagieren die beiden Notfallsanitäter sofort, ohne auch nur eine Sekunde zu verlieren. Einer geht an den Kopf: „Bewusstsein weg, Atem prüfen!“ Der andere prüft den Puls: „Tastbar, tachykard. Sauerstoff bleibt.“ Sie stabilisieren Kopf und Hals. „Keine Aspiration, Atemwege frei. Wir fahren. Keine Verzögerung.“ Der Monitor klickt an, sie geben sich ein kurzes Nicken, ziehen die Trage in den RTW und die Türen schlagen zu.
Robin beachtet den Feuerwehrmann nicht, sie ist damit beschäftigt den Arm eines kleines Mädchens zu schienen.
Robin starrt lange auf die Nachricht, bevor sie antwortet. Sie ist sich nicht sicher, wohin sowas in ihr Leben passen soll, zwischen Intensivstation und 24-Stunden-Diensten.* Ich habe morgen 24h-Dienst. Ich melde mich.
Mhm. Sehr reif.
Robin geht.
Robin lässt sofort seinen Arm los und richtet sich wieder auf.
Weißt du was, Jerome? Wenn du so unbedingt den schnellen Weg zurück in die Notaufnahme suchst, dann mach genau so weiter.
Sie zeigt mit dem Kinn auf die Stufen, die er hinunter gestürzt ist.
Das hier wird nicht gut ausgehen, wenn du dich so überschätzt. Neurologisch instabile Patienten - und ja, das bist du - verlieren nach Stürzen gern Funktionen, die wir mühsam zurückerarbeitet haben. Aber das ist jetzt nicht mehr meine Verantwortung.
Robin nickt und winkt und verschwindet dann aus der Haustür.
Robin sieht Vanja beschämt an.
Ich muss jetzt los.
Das Krachen ist kaum verklungen, da ist Robin schon in Bewegung. Sie geht sofort in die Hocke, ohne nachzudenken.
Jerome! Nicht bewegen.
Sie checkt in Sekunden das Wichtigste: Atmung, Reaktion der Pupillen im Dämmerlicht, Beweglichkeit der Finger, ob er die Beine anwinkeln kann.
Hast du Schmerzen?
Niko macht mir einen zum… mitnehmen.
Eine neurologische Einschränkung ist keine Beleidigung. Und wenn du glaubst, ich lasse mich auf dieses Niveau ein, dann hast du deinen Schädel ganz offensichtlich noch nicht vollständig auskuriert.
Herr von Hohen… Jerome. Was genau machst du da auf dieser Treppe? Du hättest keinen einzigen Tag früher aus dem Krankenhaus gehen dürfen, geschweige denn drei Wochen. Du kannst froh sein, dass du dir nicht schon wieder etwas gebrochen hast.
Sie macht zwei Schritte auf ihn zu, bleibt aber stehen, weil sie nicht sicher ist, ob sie ihm helfen soll, oder ob das nur ein Sturzrisiko für beide wäre.
Du gehörst zurück ins Krankenhaus. Und zwar dringend. Du hast immer noch eine residuelle Sehstörung rechts, du hast Gleichgewichtsausfälle und deine Neurophysiologie ist weit entfernt von stabil.
Robin räuspert sich, der Blick wandert kurz zu Niko, dann schnell wieder zu Jerome.
Und… das hier… Sie gestikuliert minimal zwischen sich und Niko. …ist irrelevant. Es war ein… unglückliches Timing.
Sie dreht sich halb weg, greift in ihre Tasche und sucht hektisch.
Ich wollte dir ohnehin etwas dalassen. Hier sind Flyer für die ambulante Physiotherapie, die dir empfohlen wurde. Außerdem die Kontaktdaten des Pflegedienstes, den du abgelehnt hast.
Sie zieht die Flyer hervor, drückt sie Jerome in die Hand. Inklusive noch einen Flyer.
Und das hier ist eine Übersicht für behindertengerechtes Wohnen.
…Okay. Ein To-Go-Becher wäre gut. Lächelt.
Kruse dreht sich nur halb zu ihm um, während er gerade einen Schockindex berechnet und bellt zurück: „Dann stabilisieren, nicht ans Metall fassen! Feuerwehr holt den raus. Halten Sie Atemwege frei, notfalls Jaw-Thrust! Keine abenteuerlichen Rettungsaktionen, Soldat.