Wer Stacy kennt, weiß, dass sie Tiere liebt. Nicht ganz so sehr wie Vanja, die inzwischen gefühlt einen halben Zoo in die WG geschleppt hat, aber Katzen liebt Stacy dafür doppelt so sehr. Vor ein paar Tagen hat sie eine streunende Katze gesehen und seitdem geht ihr das Bild nicht mehr aus dem Kopf. Das ruppige, matte Fell, ganz anders als das glänzende, verwöhnte Fell von Gismo. Jetzt, wo die Nächte immer kälter werden und Streuner kaum noch Futter finden, hält Stacy es nicht mehr aus. Also stellt sie draußen einen Napf hin mit Putenfleisch. Das rührt Gismo ohnehin nicht an. Und genau deshalb lässt er es für die kleine Streunerin stehen.
Was machst du?
Ich stelle Futter für die Katze raus, die seit kurzem hier rum läuft… Oder ist sie schon länger da? Freddy und ich waren ja auf Kreuzfahrt… Hast du schon versucht sie einzufangen? Es ist viel zu kalt draußen… Stacy sieht besorgt aus.
Ich habe sie erst gesehen, seit ihr wiedergekommen seit… habt ihr sie mit eingeschleppt??
Hm… Meinst du?! Aber wir sind mit dem Flugzeug zurück… Kann eine Katze sich in ein Flugzeug schmuggeln und dann in das Taxi das uns nach Hause gefahren hat?!
Öh gute Frage!!!
Hm… Stacy sieht suchend durch die Straße. Gehen wir rein? Ich glaub sie kommt nicht, wenn wir hier so stehen!!
Dann lass mal Popcorn machen!
Läuft zu Vanja, Tiberius findet seine Decke nicht mehr und … vielleicht auch eine Zweite dazu.
Gute Idee!! Stacy und Vanja gehen rein.
Tiberius legt sich ans Fenster und starrt den Napf mit Putenfleisch an. Er darf es natürlich nicht, aber er hat wirklich sehr viel Hunger.
Stacy sieht Tiberius und klopft sich auf die Oberschenkel. Na komm, für dich ist auch noch was übrig, das kannst du drinnen haben!!
Tiberius dreht müde seinen Kopf, er hat Hunger aber ― dass ist doch nur ein Trick um ihn zu vergiften?!
Stacy winkt ab. Dann nicht!! Dann geht sie mit Vanja rein.
Tiberius bleibt am Fenster liegen, sicherlich holt ihn Maikki bald ab.
Princess schleicht über die Dächer des Dorfes. Heute war ein magerer Tag mit wenig Ausbeute, ihr Magen knurrt leise. Sie hat viel Zeit investiert, um die Hornteufel zu untersuchen. Ein Fehler?
Nein, denkt Princess.
Das Revier zu kennen ist wichtig. Sie muss jede Ecke, jeden Bewohner, jede Überraschung kennen. Nur dann ist sie in ihrem Revier sicher. Und Sicherheit ist eine wichtigere Währung als Nahrung. Sicherheit heist, dass sie in Zukunft in Ruhe jagen kann. In Sicherheit investierte Zeit ist gute Zeit.
Princess springt mit einem anmutigen Sprung auf das nächste Dach, als ein köstlicher Duft ihre Nase erreicht. Geflügel. Sie schnuppert kurz am Wind und folgt dann ihrer Nase über die Dächer. Ein Sprung aufs nächste Dach. Mit Anlauf direkt weiter, über einen Schuppen, durch einen Garten, über die Äste einen Baum hinauf und schon ist sie auf dem nächsten Dach.
Sie ist fast da. Zu dem Geruch nach Geflügelfleisch gesellt sich nun die deutliche Markierung von Schneewehes Revier. Princess zögert kurz, bleibt stehen und setzt sich auf das Dach.
Jetzt in Schneewehes Revier einzudringen wäre eine Kriegserklärung. Sie scheut sich nicht davor, dem Kater sein Revier streitig zu machen, doch sie ist sich nicht sicher, ob sie schon bereit für die Konfrontation ist. Also sitzt sie auf dem Dach und beobachtet. Lauscht auf die Geräusche des Abends, wartet gespannt, ob Schneewehe sich blicken lässt.
Vielleicht überschätzt sie ihn. Auch wenn er die Instinkte eines wilden Katers hat ist er trotzdem gezähmt. Nicht unwahrscheinlich, dass er faul und müde auf dem Sofa liegt und die Ohren gekrault bekommt. Princess wartet weiter. Zeit ist das einzige, dass sie im Überfluss besitzt, also nutzt sie sie. Ab und zu schaut sie auf den Himmel, es fliegen drei Wolken vor dem Mond vorbei, bis sie beschließt, dass die Zeit gekommen ist.
Die letzten Meter führen über eine Straße, also hüpft sie vom Dach über eine Mauer auf den Boden. Es ist kein Auto, kein Fahrrad, kein Mensch zu sehen, also überquert sie schnell die Fahrbahn, springt mit einem Satz die drei Stufen der kleinen Treppe des Hauses hinauf und nimmt sich eilig - aber nicht hektisch - so viel Putenfleisch wie ihre Schnauze tragen kann.
Ohne eine Sekunde zu verschwenden springt sie die Treppe wieder hinunter, läuft um die Hausecke und springt auf den Gartenzaun. Gekonnt balanciert sie über den schmalen Zaun. Die Enten schlafen ruhig in ihrem Verschlag, geben keinen Laut von sich. Auch von Schneewehe weiterhin keine Spur.
Erst als sie die Schatten des Waldes erreicht hat bleibt sie stehen und beginnt, ihren Hunger zu stillen. Stolz hebt sie beim Kauen ihr Kinn. Ein erster Einbruch in Schneewehes Revier. Er war nicht geplant für heute. Aber er war erfolgreich. Vielleicht überschätzt sie den Kater doch. Er patroulliert nicht, obwohl eine fremde Katze herumstreicht. Ein Fehler, aber sie wird trotzdem wachsam bleiben.
Stacy kuschelt mit Gismo im Bett und guckt Supernatural. Als sie am nächsten Morgen den Napf begutachtet ist sie froh, dass der Napf leer ist. Dass Princess nur ein wenig von dem Fleisch genommen hat und der Rest von einem gefräßigen Waschbären verputzt wurde, weiß sie nicht.
Flicken hat gesehen das jemand neues einen Teller mit essen rausgestellt hat. Heute, also nur heute, wird er nichts seinen Freunden sagen und so läuft er alleine zum Teller und beginnt zu essen.
Stacy ist froh, als sie am nächsten Morgen sieht, dass der Napf leer ist.
Flicken hat etwas zu viel gegessen also ― lässt er etwas für die Enten zurück, immerhin sind die in ihrem Stall eingespeert.





