Triggerwarnung: PTBS, Depression
pling pling plong
fu fu fuck!
Pling pling pling
Aus dem Keller dringen D-Moll Akkorde nach oben
Jerome muss an die letzten Tage, Monate, Jahre denken und beginnt an zu singen (komischerweise ohne stottern) umschlossen von den Moll-Akkorden
Die Welt war elefantastisch, sie war wunderschön. Langsam werd’ ich erwachsen, ich wär gern wieder zehn.
Er hat das Gefühl, die letzten Monate im Koma haben ihn 10 Jahre in die Zukunft teleportiert. Es ist alles so “ernst” geworden. Selbst Stacy beleidigen macht ihm nur noch ein bisschen Spaß
Ja, wo genau ist Lauras Stern?
Kannst du ihn sehen und leuchtet er
Noch genauso hell da oben?
Ich glaub’, ich frag’ einfach die Maus
Vielleicht kennt die sich damit aus.
Nicht alle Märchen sind gelogen
Er erinnert sich an die frühere Zeit. Einfach in den Tag leben bei Bea, Scheisse Bauen ohne Konsequenzen. YOLO in Reinstform.\ Aber der Unfall hat ihm gezeigt, wie verletzlich er doch ist.
Mama hat gesagt: „Hör auf dein Herz“
Nur wenn du es fühlen kannst, ist es auch was wert
Papa hat gesagt: „Verkneif dir den Schmerz“
So hab’ ich gelernt
*Er lebt aber zu welchem Preis? Er ist, wie Stacy sagte ein “Behindi” und niemand weiss ob er je wieder gesund wird. Die Worte die früher abgeprallt an ihm sind, treffen jetzt tief in sein Herz, auch wenn er sich das nicht anmerken lässt. Alle haben sich verändert und er? Er ist out-of-the-loop, ein Zuschauer einer Gemeinde der er mal Teil war.
Die Welt war elefantastisch, sie war wunderschön
Langsam werd’ ich erwachsen, ich wär gern wieder zehn
Such’ mit Benjamin die Blümchen, fühl’ mich wie der kleine Prinz
Die Welt war elefantastisch und ich lieb’ es, wie sie klingt
Der Absturz und die Zeit danach haben ihn gezeigt wie verletzlich er doch ist. Er hat gelernt keine Angst vor dem Tod zu haben. Er erinnert sich daran, welch wohlig warmes Gefühl der Gleichgültigkeit ihn umfangen hat, als er die drei Male klinisch Tod war. Wenn das das Ableben ist, kann der Tod nicht so schlimm sein.
Jeder wilde Kerl braucht seine Vanessa
Was wären die Pfefferkörner ohne Gauner und Verbrecher?
Und ob du wirklich richtig stehst, siehst du, wenn das Licht angeht
Eins, zwei oder drei? (Letzte Chance vorbei)
Er hasst sich und seinen Körper, welcher nicht mehr so funktioniert, wie er sollte. Die Veldmann sprach von einem medizinischen Wunder, er sieht aber nur ein ausgemergelten Körper voller Narben
Die Welt war elefantastisch, sie war wunderschön
Langsam werd’ ich erwachsen, ich wär gern wieder zehn
Such’ mit Benjamin die Blümchen, fühl’ mich wie der kleine Prinz
Die Welt war elefantastisch und ich lieb’ es, wie sie klingt
Auch seine Freunde sind irgendwie “weiter”, er fühlt sich abgeschlagen, er hat soo viel verpasst…
Er lässt die Seiten ausklingen, legt die Gitarre zu Seite und wischt die Träne weg, welche sich langsam aber stetig gebildet hatte… er seufzt, es hilft alles nichts, er muss weiter machen
/Un musikalische Untermalung: https://open.spotify.com/track/0VwQrqWfGbuUjSjTaWB7Ac
Der Stromverteilerschrank in der Ecke des Raums öffnet sich. Der gelb-grüne Schutzleiter bewegt sich und verlässt den Schrank
Hömma…Export?
Diiii diigii ich bi bin haaart auf med med Medikamenten… Alko Alkohol darrrrff i ich ich nicht!
Hömma datt is doch kein Alkohol. Datt is nur Bier.
Samma wie gehtet dir? Klings n bissken neben de Spur
Mhhmm ge ge geht soo
Hömma siehs auch scheiße aus. Also sahse schon vorher abba getz noch n bissken mehr. Aber glaub datt bekommt man heute ganz gut wieder inne Bahn. Vielleicht gehse dann ja sogar mit Plus ausse Sache.
Ja sieht getz kacke aus. Abba wennze mitmachs dann bekomm wa dich auch wieder inne Spur. Also…besser als getz auf jeden Fall.
Sicher datte kein Export willz?
Dorothea steht vor Jeromes Tür, mit einem Stoffbeutel voller Broschüren und einer kleinen Dose Tee in der Hand. Sie hat bereits in Vanjas und Stacys Zimmern geklopft, aber beide sind anscheinend unterwegs. Sie klopft. Als keine Antwort kommt, wartet sie einen Moment. Dann öffnet sie die Tür einen Spalt breit und lehnt nur den Kopf hinein. Im Zimmer sieht sie Jerome, der sich schnell eine Träne wegwischt. Sie schiebt die Tür langsam weiter auf, aber bleibt am Rahmen stehen, um ihn nicht zu überrumpeln. Guten Morgen, mein Schatz… Ich wollte dich eigentlich nur kurz über Verhütung und Achtsamkeit aufklären, weil du gestern nicht beim Kurs warst. Aber das hat gerade keine Eile. Möchtest du erst einmal sagen, wie es dir geht? Ich bin für dich da, wenn du reden magst.
Wer wer bist du?!
Ich bin Dorothea. Ich bin vor Kurzem nach Hausen gezogen und unterstütze jetzt Benni im Jugendclub. Und du bist Jerome, oder? Dorothea geht vorsichtig einen Schritt ins Zimmer.
Nnn nein danke bin bin bedient
Ganz wie du meinst. Aber wenn du dich doch umentscheidest, weißt du, wo du mich findest.
Vanja klopft
Jerome schaut schnell in den Spiegel ob seine Augen noch feucht sind
Ja?
Vanja tritt rein Ich wollte nur Bescheid geben, Stacy und ich machen einen Mädelstrip zur Hexe! Also nicht wundern, dass wir nicht da sind! Aber Niko sollte da sein und Freddy ist ja auch nicht weit! Und ansonsten freut es dich doch bestimmt mal Zeit für dich zu haben grinst
Mhm… i ist ist okay
Setzt sich zu Jerome aufs Bett alles okay?
Mhm… wi wi willst du ein Liieed hö hö hören?
Safe!!!
Jerome holt seine Gitarre, Vanja merkt sofort es wird was trauriges in Moll
Schlag’ Gedanken und Hoffnung in Scherben
So zerstreut und ich leg’ mich hinein Hab’ versucht dieses Puzzle zu lösen
Doch ich merk’ es wird nie wieder Eins Kann Gefühle nach außen nicht zeigen
Fress’ Probleme ganz tief in mich rein Schließ’ mich ein wo man mich nicht mehr hören kann, nein
Nur um dort dann nach Hilfe zu schreien.Jerome schließt die Augen, lässt seine Gefühle freien Lauf
Brauch’ ein’ Ort an dem niemand mich sehen kann
Weil ich weiß, dass mich keiner versteht Will mich einfach so leicht fühlen wie Federn
Ohne Hass in mei’m Spiegel zu sehen
Will das Glück in mir wieder beleben
Und doch einfach nur Freude am LebenEr merkt wie vor allem die letzten Zeilen sein Herz zusammenkrampfen lässt und lässt die Tränen laufen, gesenkter Kopf in der Hoffnung das Vanja es nicht sieht
Jedes Ziel aus den Augen verloren
Träumte groß aber mach’ mich so klein
Frag’ mich so oft, wo bin ich und wo will ich sein?
Zwischen tausenden Menschen allein
Mein Kopf von den Wolken benebelt
Und ich leb’ grade an mir vorbei
Doch vielleicht scheint ja morgen die Sonne hier rein
Gib mir nur noch ein klein bisschen ZeitEr versucht die Zeilen zu verinnerlichen, als selbstverstärkendes Manifestations-Mantra. Doch hören sie sich momentan nur an wie leere Hülsen, Phrasen.
Brauch’ ein’ Ort an dem niemand mich sehen kann
Weil ich weiß, dass mich keiner versteht Will mich einfach so leicht fühlen wie Federn
Ohne Hass in mei’m Spiegel zu sehen
Will das Glück in mir wieder beleben
Und doch einfach nur Freude am LebenEr bleibt eine Zeit lang mit hängenden Kopf einfach sitzen, er traut sich nicht Vanja anzuschauen.

