Ruben kehrt beschwingten Schrittes auf seinem Grundstück ein. Im Dorf hatte er sich noch einen Tee mit Rum im Cafè gegönnt und war, auf den Spuren der Vergangenheit, auf eine längere Runde mit den Jungs unterwegs.
Das Haus nimmt mit jedem Tag mehr Gestalt an. Die Elektriker klopfen fleißig die Wände auf (natürlich der Stift!) und sein Dach strahlt schon großflächig in “Försterjrön”, wie Meister Gerlach es nennt. Ein Lächeln zeigt sich auf seinem Gesicht, der Meister ist ihm ans Herz gewachsen…was ein Original!
Es dauert auch nicht lange, da tönt die Stimme desselben und die massige Gestalt Gerlachs erscheint in der Schuppentür:
Herr Jangolf! Dat müssense sisch ahnluure. Sujet hasch im janze Lähve noch nit jehatt. Kutt ens mit in der Schöpp!
Ruben entlässt die Jungs zu ihren Schlafplätzen und folgt dem Meister in den Schuppen.
"Isch hatt der Stift jeschick, damit dat der he e Bissje jet Ochdnung mäht. He stund jo ne janze Ar…Tschuldijung, en janze Meng Prüll erümm. Up eh mol schreit der Zeter un Mordio! Isch han zuirsch jedahch, do wöhr enne Waschbär udde sujet. Isch kumm ahn, do hängt der Jung bis unger de Ärm im Bodde drin!
Der Meister leuchtet den Weg mit einer Taschenlampe und tatsächlich - im Boden klafft ein großes Loch und es scheint so, als ob es so gedacht sei…
Dschähsen! DSCHÄHSEEEN! In der Tür erscheint ein drahtiger Teenager mit Brokkolifrisur und fragendem Blick.
Jank ens annet Auto un da krisste dir der Scheinwerfer un dat Alluleedersche.
Der Junge verschwindet und taucht nach kurzer Zeit wieder auf.
Während Jason den Scheinwerfer anschließt, platzieren Ruben und Gerlach die Leiter in der Aussparung der durchgefaulten Falltüre. Ruben steigt hinab ins Unbekannte, den Spinnweben und Staub nach war lange niemand mehr hier.
Im ersten Moment kann er nur Schemen wahrnehmen, aber Jason schafft es kurz darauf den Scheinwerfer vernünftig zu positionieren.
Heilige Makrele!
Einen solchen Schatzfund hätte er sich nicht ausdenken können. Er inspiziert den Raum einige Minuten lang und steigt dann die Leiter wieder hinauf.
Eine für den Finder und eine für den Meister.
Ruben reicht den beiden Kerlen jeweils eine Flasche des berühmt-berüchtigten “Marille '78” Branntweins. Er geht wieder ins Freie, atmet ein Mal tief durch und wählt eine Nummer auf seinem Handy
Anni? Ja, Ruben hier. Ich brauch dich am besten gestern hier vor Ort. Und pack deinen massivsten Mähstern auf die Sense, wir machen den Weg zur Marillenplantage frei!! @Anni Nymchen

Ruben, es ist dunkel! Und kalt! Aber ich komm morgen direkt vorbei, ok?
Na klar, ich wollte nur auf die Dringlichkeit hinweisen. Gibt auch wat Leckeres! :)
Kalle erscheint aus dem Schatten zwischen zwei Regalen
Hömma habbich hier Schabau gewittert?
In einer Ecke sitzt eine sehr eingestaubte Hebamme. Ahh endlich kommt mal jemand und lässt mich hier raus!
/un neeeeein Ruben sperr die wieder ein 😂
Hallo was macht ihr denn🤭🤭🤪🌷
Am nächsten Tag steht Anni mit der Motorsense vor Rubens Haus und klingelt. Sooooo, wo soll gerodet werden? Und warum warst du gestern so aufgeregt am Telefon?
Meister Gerlach instruiert “Dschähsen” und die restlichen Mitarbeiter, um letzte Arbeiten an der Dachkonstruktion zuende zu bringen, als es klingelt.
Er steigt hinab zur Eingangstür und öffnet sie. Vor ihm steht eine junge Frau im Waldarbeiteroutfit, mit einer im Vergleich gewaltig aussehenden Motorsense. ‘Lecker Määdsche’ denkt er sich
Tach junge Frau, Jährlach, Daachdeckemeester. Wullt ühr bei de Herr Jangolf? Dä is im Keller - isch bringen üsch at bess do hin…mussmer uppasse, do iss e Loch im Boddem.
Gerlach bedeutet der jungen Frau, ihm in den Schuppen zu folgen.
Herr Jang…Driss!
Ruuubeeennn?Rubens Kopf taucht aus einem Loch mitten im Boden auf.
Anni! Du wirst niemals glauben, was wir gestern hier gefunden haben.
Meister Gerlachs glucksendes Lachen erfüllt den Raum
Dat willisch wohl meene, minge Dschähsen hätt dat jester ovend at ens dreck usprobiert. Dä küttmer hück nimmie up et Daach, dat glöv mo!
Ruben fällt ins Gelächter mit ein. Er winkt Anni heran, ihm die Leiter hinunter zu folgen. Unten angekommen sieht Anni die vollgestellten, alten Holzregale mit der “Marille '78” und in einer Ecke einen großen Kupferkessel.
Jason ist gestern durch die Falltür gebrochen und da haben wir diesen Schatzfund gemacht. Er zeigt auf den Haufen Kupfergerätschaften
Das alles steht seit Jahrzehnten hier unten und ich habe vor, es wieder zum Leben zu erwecken. Ich mache einen neuen Jahrgang Anni und der Heinz hilft mir dabei. Ruben deutet nach oben zu Meister Gerlach.
Ich bin bisher nicht zu der alten Marillenplantage durchgekommen. Das ist wie der Amazonas Regenwald da hinten zum Wald hin. Wir müssen da unbedingt eine Schneise schlagen!
Ruben zieht ein Bündel grüner Scheine aus der Gesäßtasche und drückt es Anni in die Hand.
Das ist für deine Mühen! Ich will auch nix hören - das tut mir nicht weh!
Ruben grinst und zieht die Hand blitzschnell wieder weg
Anni starrt perplex auf die Regale voller Flaschen. Ok, coooool entfährt es ihr. Während ihr Blick durch den dunklen Raum schweift, ist der schmierige Handwerker, der sie zur Falltür geführt hat, auch schon fast wieder vergessen. Das ist… eine kleine, aber feine Destillieranlage, Ruben. Jetzt macht das Sinn mit den Marillen. Während sie das Geld einsteckt, ohne zu gucken, wieviel es eigentlich war, nickt sie Ruben zu. Ich leg direkt los. War schon echt lecker, das Zeug von deinem Opa! Sie dreht sich um und klettert vorsichtig die Leiter wieder hoch. Kurz darauf streckt sie den Kopf wieder ins Loch. Das ist das Stück direkt hier hinter dem Haus, oder?
Ich komm mit!
Ruben klettert behände die Leiter hoch und geht mit Anni vors Haus. Draußen angekommen, kommen die Jungs um die Ecke geschossen. Besonders Orkan hat seit ihrer ersten Begegnung einen Narren an Anni gefressen.
Ruben geht mit Anni in Richtung der Waldseite des Grundstücks und zeigt in die Ferne
Wenn Du ganz genau hinsiehst, kannst Du die Marillen in den Bäumen sehen. Da müssen wir hin!
Im Lauf hat er sich eine alte Handsense geschnappt, die am Hauseingang abgelegt war
Ich bin vorbereitet!

Anni begrüßt die beiden Hunde freudig. Ihr seid schon zwei tolle Jungs! Dann schaut sie auf die Stelle, vor die Ruben sie geführt hat. Ruben… keiiiin Problem, wirklich. Im Gegensatz zu den Brombeeeren, mit denen wir sie klopft der Sense zärtlich auf die Seite sonst zu tun haben, ist das ein Kinderspiel! Aber wenn du damit Blick auf die Handsense mithelfen willst: zehn Meter Abstand nach vorne zu meiner Sense und ^aus versicherungstechnischen Gründen^ muss ich dich auch auf Gehörschutz aufmerksam machen. Was du draus machst, ist dir überlassen. Anni setzt sich ihre Ohrschützer auf und zieht gekonnt am Starterseil. 113 dB machen ein weiteres Gespräch vorerst unmöglich.
Ruben ist beeindruckt von der Lautstärke und Effizienz der Anni-Sensen-Kombo. Er geht geschwinden Schrittes zum Haus, lehnt die Sense wieder an die Wand an und bespricht sich kurz mit Meister Gerlach.
Kurz darauf erscheint er mit Jason, beide inzwischen mit dicken Handschuhen ausgerüstet. Die Beiden beschränken sich von da an darauf, die von Anni geschnittenen Büsche zu Bündeln zu machen und diese in Richtung der Straße zu schleppen
Circa eine Stunde später führt eine breite Schneise zu den Marillenbäumchen. Jason und Ruben haben fleißig Gestrüpp weggeschleppt und es mittlerweile wirklich ordentlich aus. Hm, also bis es dunkel ist, könnte ich dir auch alles absensen. Aber so ist eigentlich auch ganz schön, oder? ^Anni denkt an ihren zukünftigen Kundenstamm.^

Der Knaller, Anni! Nee, den Rest lassen wir für Igelchen und Co.
Ruben ist sichtlich beeindruckt von Annis Leistung. Zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren betritt er diesen Teil des Grundstücks. Selbst ohne menschliches Zutun haben die Bäumchen sich gut gehalten. Auch wenn es schon etwas spät im Jahr ist und ein guter Teil der Früchte bereits am Boden liegt, scheint sich noch eine vernünftige Ernte erzielen zu lassen
Morgen hol ich die alle vom Baum und dann werden wir schon sehen.
Er streckt Anni die Faust zum Abchecken hin und scheint fast vergessene Erinnerungen in den Ästen zu suchen.



