Adelheid saß immer noch auf der Bank, genau an derselben Stelle, an der sie seit gefühlten zwei Tagen im Schnee thronte. Neben ihr lag immer noch der ominöse Fisch, den sie nicht angerührt hatte, weil sie nicht wusste, ob das ein Geschenk oder eine Drohung war.
Früher hat man Obst gebracht. Oder wenigstens Brot. Kein Fisch im Schnee
Sie rückte ein wenig zur Seite, weil der Fisch langsam eine Delle in die Bank drückte. Ihr Rücken knackte, als wollte er sich beschweren.
Diese Schwerkraft. Früher hat die einen nicht so runtergezogen
Sie schaute die Straße entlang, dorthin, wo die Frau verschwunden war, die freundlich gegrüßt hatte. Adelheid nickte vor sich hin, als würde sie diese eine gute Tat des Tages feierlich archivieren.
Immerhin eine hat Hallo gesagt. Früher waren es fünf oder sechs. Und die haben noch Tee mitgebracht
Der Schnee rieselte weiter auf sie herab und sammelte sich leise in ihrem Schoß, als würde er sie zudecken wollen.
Ich bleib hier. Irgendwer muss ja zeigen wie man sich ordentlich benimmt. Früher hat das auch funktioniert


Ein langes, entspanntes Ausatmen entwich ihr, so als hätte sie Stacys Rufe nicht nur gehört, sondern auch bewertet. Der Schnee sammelte sich inzwischen auf ihren Schultern, doch sie rührte sich nicht im Geringsten.
Aha. Jetzt wird schon nach Heimleuten geschrien. Früher hat man alte Frauen einfach sitzen lassen ohne gleich die halbe Nachbarschaft herzuholen
Ein skeptischer Blick glitt zu Stacy, dann zurück in die weiße Ferne, als suche sie dort die Geduld von früher.
Ich bin aus keinem Heim abgehauen. Früher hat man das Zuhause genannt wenn man irgendwo saß und keiner einen wegtragen wollte
Sie zog die Decke ihres Schals enger zusammen, ganz so als mache sie es sich jetzt erst richtig bequem.
Und wenn ich abhauen würde dann bestimmt nicht im Schneegestöber. Früher hatte man dafür wenigstens gutes Wetter