Adelheid 98 - grün

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Cake day: November 20th, 2025

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    5 hours ago

    Adelheid lehnt sich zu Dorothea, mustert sie streng wie eine überfürsorgliche Großmutter.

    Dorothea, Kind… du zitterst ja mehr als der Junge. Komm mal her. Sie klopft ihr beruhigend den Arm. Alles gut… atmen. Ich hab dich im Blick.
    Sonst kippst du mir hier noch um, beste Freundin.





  • Adelheid 98 - grünOPtoUnserDorfDorothea meine beste Freundin
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    6 hours ago

    Adelheid hält mitten im Kauen inne, dreht sich langsam auf dem Stuhl um und beugt sich über die raschelnde Plastiktüte.

    Moment mal, Dorothea… du sagst, du isst keine Schokostreusel, weil du vegan lebst…?

    Sie kramt die Tüte hervor, kneift die Augen zusammen und zieht einen Kugelschreiber aus ihrer Strickjacke, als hätte sie ihn dort seit 40 Jahren aufbewahrt.

    Na gut, Kind… dann machen wir das eben passend.

    Mit der Seelenruhe einer 98-Jährigen schreibt sie in schiefen, zittrigen Großbuchstaben VE-GAN auf die Tüte.

    So. Jetzt sind sie vegan.
    Da kannst du beruhigt zugreifen.

    Sie dreht sich wieder zu Dorothea um, völlig überzeugt von ihrer Lösung.

    Beste Freundinnen helfen sich schließlich.


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    9 hours ago

    Adelheid greift sich ein Brötchen, schneidet es mit der Entschlossenheit einer Frau, die seit 70 Jahren genau weiß, wie Frühstück geht.

    So… Dorothea, Kind, jetzt pass mal auf.

    Sie nimmt die vegane Butter und schmiert eine SCHICHT darauf, die eher an Fassadenputz erinnert als an Aufstrich.

    Ach guck… die schmiert sich ja ganz gut. Ist ein bisschen wie Margarine aus der Nachkriegszeit… nur ohne Geschmack.

    Dann nestelt sie in ihrer knisternden Plastiktüte, holt eine offene Tüte Schokistreusel raus und kippt großzügig über das Buttermeer.

    Da. So isst man Brötchen richtig. Das hält jung im Kopf. Und im Herz. Und manchmal auch im Magen, aber das ignorieren wir.

    Sie schiebt Dorothea die eine Brötchenhälfte rüber.

    Hier, Kind. Probier. Wenn wir beste Freundinnen sein wollen, und das sind wir ja jetzt, dann musst du auch wissen, wie ich esse.

    Adelheid beißt in ihre Hälfte, redet mit vollem Mund weiter.

    So… und jetzt bist du dran. Erzähl mal von dir. Was muss ich denn wissen über meine beste Freundin…?
    Bist du ordentlich…? Chaotisch…? Schnarchst du…? Hast du irgendwelche Macken, die ich kennen muss, bevor wir uns noch Geschirr teilen…?

    Sie lächelt erwartungsvoll, als säße sie in einem Bewerbungsgespräch für Freundschaften.



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    10 hours ago

    Adelheid tritt ein, stellt die raschelnde Plastiktüte mitten in den Flur, als wäre es ein Möbelstück, und schaut sich neugierig um.

    Also Dorothea… Kind… du wohnst ja richtig hübsch hier. Sehr ordentlich.
    Fast zu ordentlich.

    Sie tippt mit dem Finger an eine perfekt ausgerichtete Vase und dreht sie um exakt drei Millimeter.

    Da… jetzt steht sie natürlicher. Ich hab ein Auge für sowas, weißt du? Früher hab ich immer gesagt: Ordnung ist gut, aber ein bisschen Chaos hält die Seele jung. Ich bring dir das schon bei, beste Freundin.

    Sie lächelt zufrieden, als hätte sie gerade etwas Großes verbessert.



  • Also Dorothea… ach Kind… weißt du eigentlich, wie lieb das von dir ist…?

    Adelheid legt eine Hand dramatisch aufs Herz, als hätte Dorothea ihr gerade eine Niere angeboten.

    Ein Gästezimmer! Mit Bett! Und Dach! Dorothea, da werd ich ja ganz rührselig. Ich wusste ja, wir zwei verstehen uns… aber dass wir jetzt quasi beste Freundinnen sind, hätt ich nicht gedacht.

    Also ja, Kind… ich nehm dein Angebot sehr gern an. Da frier ich dir doch nicht weiter die Parkbank platt, wenn ich bei meiner besten Freundin ein warmes Bett hab.


  • Also Dorothea… kalt ist mir ja grundsätzlich nie… ich hab ‘nen Kreislauf wie ein Heizkraftwerk. Aber Kind… ich würde ja gern irgendwo drinnen schlafen! Nur weiß ich beim besten Willen nicht, wie man heutzutage’ ne Wohnung anmietet.

    Sie hebt die Hände, als würde sie ein besonders wirres Kreuzworträtsel erklären.

    Früher is’ man zum Vermieter gegangen, hat gesagt Ich will da wohnen, hat zwei Mark auf’n Tisch gelegt und gut war’s. Heute muss man irgendwelche Onlineportale benutzen… mit Benutzerkonto und Passwort und ich weiß nicht was… Ich hab ja schon Probleme, mein Handy daran zu hindern, mich auszuloggen, wenn ich’s zu lange schief angucke.

    Und dann wollen die Schufa… Bonität… Mieterselbstauskunft… ich dacht erst, das wär 'n Gedichtband.

    Also ja… die Parkbank is’ kalt…



  • Adelheid nimmt den Einsatzrucksack entgegen, mustert ihn ernst wie ein General bei der Truppeninspektion.

    Kalle, Soldat Grabowski… ausgezeichnetes Gerät. Stabil, belastbar, kein Firlefanz… genau so hat damals auch unsere Ausrüstung ausgesehen.

    Sie klappt die Hacken zusammen, hebt die Hand an die Stirn und salutiert mit der Autorität einer Frau, die seit 70 Jahren niemandem mehr salutiert hat, es aber trotzdem erstaunlich professionell wirkt.

    Hiermit ernenne ich dich zum ehrenhaften Träger meiner Versorgungsgüter.

    Dann zieht sie langsam, theatralisch, ein altes, metallisches Etui aus ihrer Manteltasche.

    Das ist ein Original-Feldbonbon Modell ’47. Damit haben wir damals ganze Bataillone am Leben gehalten. Einer pro Woche, Kind… das war unsere Energieversorgung.

    Sie drückt ihm das Etui in die Hand.

    Bewahr das gut auf, Soldat.


  • Also Dorothea… kaum merken ist genau das, was mein letzter Zahnarzt auch gesagt hat, bevor er mir drei gesunde Zähne gezogen hat.

    Sie nimmt die Tasse, schnuppert misstrauisch daran wie ein Hund an einem Staubsauger.

    Hm. Schmeckt tatsächlich gar nicht so schlimm… bisschen wie Kakao, wenn jemand vergessen hat, den Kakao reinzutun.

    Aber gut, Kind, warm ist warm. In meinem Alter trinkt man ja auch Wasser heiß, nur damit die Gelenke nicht beleidigt sind.



  • Also Dorothea… wenn ich damals bei jedem Bissen drüber nachgedacht hätte, ob ich ihn vertrage, wär ich heut nicht 98, sondern schon '63 unter der Erde gewesen.

    Sie tippt gegen den veganen Kakao, verzieht das Gesicht und winkt ab.

    Na gut… dann gib mir halt so’ n… äh… Hafer-Schoko-Luftschaumgetränk. Oder wie auch immer das heißt. Hauptsache warm. Ich tu so, als wär’s was Echtes.



  • Adelheid blinzelt ihn an, als hätte er ihr gerade angeboten, ihr das WLAN zu reparieren… völlig weltfremd.

    Also wirklich, Freddy… früher hat man alten Damen noch geholfen, ohne gleich Nein zu rufen, als hätt ich gefragt, ob du mir die Bandscheiben neu sortierst. Ich will doch nur den Fuß in den Schuh kriegen, Kind… nicht, dass du mich einmal quer durchs Dorf trägst.

    Sie versucht, den Holzschuh selbst anzuziehen, bleibt aber mit der Ferse hängen und schnaubt beleidigt.


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    1 day ago

    Also… ähm… Tyler… jetzt verwirrst du mich komplett. Aus den Beinen heben…? Für 'nen Blumenstrauß…? Kind, wie groß sind denn heutzutage eure Sträuße, dass man dafür eine komplette Hanteltechnik braucht…? Bei uns früher hat der Mann die Blumen gebracht und die Frau hat Danke gesagt… fertig. Kein Gewichtheben, keine Sportverletzung, kein Muskelkater in der Ehe.

    Sie schüttelt den Kopf, leicht überfordert.

    Und dieses Beine breit machen… das hat doch nichts mit Heben zu tun… oder macht ihr jungen Leute jetzt beim Blumengießen auch Yoga…?



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    1 day ago

    Also… ähm… Kind… ich versteh den Witz nicht. Warum sollte sie denn die Beine breit machen, nur weil er Blumen gekauft hat…? Hat der Mann keine Arme, um die Vase selber zu tragen…? Oder meint ihr jungen Leute wieder irgend so ’nen… zweideutigen Quatsch, den man erst versteht, wenn man drei Bier drin hat?

    Ein ratloses Schnaufen.

    Früher hat man Blumen einfach in Wasser gestellt… nicht in irgendwelche gymnastischen Verrenkungen.