Nachdem Stacy Vanja im Krankenhaus unterstützt hat - vor der Tür, schweigend, aber da - trifft sie sich mit Freddy am Waldsee. Die beiden sitzen nebeneinander auf der alten Holzbank, die schon halb im feuchten Boden versinkt. Wanda stellt sich immer wieder erwartungsvoll vor die beiden und legt ein Stöckchen ab, das Stacy oder Freddy wortlos den Weg entlang werfen.


Freddy ist der erste, der etwas sagt.
Weißt du, Stacy… der Urlaub war irgendwie extrem schön. Es hat alles viel mehr Spaß gemacht mit dir dabei… Irgendwie ist es grade richtig sad sad wieder zu Hause zu sein…
Stacy nickt langsam. Jaaa… du hast Recht. Am liebsten wäre ich noch eine Woche geblieben. Vielleicht sogar zwei. Sie grinst. Die Auszeit von allem war echt gut. Für einen Moment schaut sie auf den Boden. Und… irgendwie verstehe ich jetzt auch besser, warum du dir manchmal ganz bewusst eine Pause nimmst. Der Blick, den sie Freddy zuwirft, ist unauffällig, aber eindeutig ein Versuch, vorsichtig auf seine Zeit in Italien anzuspielen und das Gespräch damit in die richtige Richtung zu lenken.
Freddy nickt.
Pausen sind wichtig… vor allem wenn man, so wie wir, auf der Überholspur lebt. Ab und zu mal neue Sachen erleben, was neues in den Kopf laden, raus aus dem Trott. Du weißt, was ich meine. Mal Meer riechen und die Füße in den Sand stecken…
Aber … Freddy überlegt kurz … auch mal wegrennen. Manchmal bin ich ein Wegrenner. Ich find, dass ist auch okay, solange man wiederkommt, oder?
Ja… vielleicht. Aber manchmal… manchmal ist es auch gut, sich den Dingen zu stellen. Stacy schweigt einen Moment. Ich meine… jeder hat halt seine eigene Strategie, wie man mit allem klarkommt. Und… naja. Vor fast einem Jahr bin ich ja auch einfach weggelaufen. Und jetzt bin ich hier. Sie lacht kurz auf. Also so schlimm ist Wegrennen nicht immer… Aber ich will auch wirklich nicht zurück zu Papa und Stacey. Und zu Mama irgendwie auch nicht… Sie merkt, dass sie abschweift und holt sich selbst zurück. Jedenfalls denke ich… man sollte akzeptieren, wie der andere mit Dingen umgeht. Statt zu versuchen, seine eigene Art aufzudrücken. Oder jemanden für sein… Stacy sieht zu Freddy hinüber. …für sein Wegrennen zu beschuldigen… Und wenn man’s doch tut, sollte man sich entschuldigen. Statt stur zu bleiben. Also… Entschuldigung. Stacy hofft, dass Fredfy versteht, was sie meint.
Freddy nickt.
Da hast du recht… aber vielleicht muss man auch akzeptieren, wenn man durch sein Verhalten jemanden verletzt. Und sich dann dafür entschuldigen. Weil, ganz ehrlich, ich wollte ja nie, dass du dich durch mein abhauen verletzt fühlst. Aber ich habs getan, und dafür möchte ICH mich entschuldigen.
Aber… irgendwie war es ja auch fair… Ich hab dich davor ja auch verletzt… Um die Schwere im Gespräch abzufedern, lacht sie kurz. Wir sind voll erwachsen geworden in den letzten Monaten, oder?! Sie schüttelt den Kopf. Damals hätte ich mir sowas niemals eingestanden. Ich hab ja nicht mal richtig über… irgendwas nachgedacht…
Aber weißt du, was glaub ich am Ende das wichtige ist? Keiner hat es getan, UM den anderen zu verletzen. Sondern eher, um sich selber zu schützen. Also sind wir beide keine schlechten Menschen, oder?
Krass, das war wirklich sehr erwachsen … lol!
Natürlich sind wir keine schlechten Menschen. Stacy hebt den Stock auf, den Wanda schon vor Minuten abgelegt hat und wirft ihn wieder weg. Ich glaub, es ist okay, Fehler zu machen… Sie schaut nachdenklich auf den Waldsee. Das Mondlicht spiegelt sich darin.
Auf jeden Fall… Ohne Fehler wär das Leben irgendwie langweilig. Und dumm, weil wir auch nix neues lernen würden…