Nachdem Stacy mit Freddy bei Ikea war - er kümmert sich gerade um den Aufbau (anscheinend hatte die alte Frau mit dem “Männern sollte man Werkzeug schenken”-Rat wirklich recht) - schlendert sie durch die Stadt. Sie hat noch kein einziges Weihnachtsgeschenk und so langsam wird es wirklich Zeit, denn Weihnachten rückt immer näher. Sie läuft gerade durch die Fußgängerzone, als plötzlich ein Mann auf sie zukommt.

“Hi! Wie alt bist du?”
^Äh… siebzehn!^

Sie sagt es so leise, dass der Mann es entweder nicht hört oder ignoriert. Er trägt eine knallige orangene Jacke und Stacy sieht in unsicher an. Keine Ahnung was er von ihr will?!

“Oh, schöne Augen erstmal!”
^Äh… danke?^
“Du hast bestimmt fünf Minuten Zeit, komm mal mit.”

Er deutet auf einen kleinen Infostand am Rand der Fußgängerzone. Stacy folgt ihm wortlos. Normalerweise ist sie laut, direkt und tritt Leuten gerne mal auf den Fuß, aber seit ihrer Verhaftung und dem Wochenende im Gefängnis ist sie außerhalb vom Dorf… vorsichtiger, leiser, irgendwie kleiner.

“Hast du Kinder?”
Nein, aber äh… mein Freund arbeitet im Kindergarten!
Sie hofft, das schreckt ihn ab. Tut es aber nicht.
“Perfekt! Dann hab ich ja genau die Richtige erwischt!”

Er startet einen Monolog über arme Kinder, Patenschaften, Spendengelder und wie viele Kinderleben sie schon gerettet haben. Stacy schaltet nach drei Sekunden ab. Sie überlegt stattdessen, wie sie fliehen könnte, ohne dass es irgendwie unhöflich wirkt. Plötzlich hebt der Mann seine Hand und formt ein halbes Herz. Stacy starrt ihn an. Lange. Überfragt.

“Mach ma Herz!”
Zögernd ergänzt Stacy das Herz.
“Und jetzt puste mal rein!”
Sie pustet.
“Und was haben die Kinder von der Liebe, die wir ihnen schicken?”
Er sieht Stacy erwartungsvoll an.
…nichts?!
“Genau! Und deshalb brauchen wir Kinderpatenschaften!”

Er redet weiter, unendlich weiter und irgendwann fragt er: “Wie heißt du?”
Stacy…
“Nachname?”
…McKäsi…
“Wundervoll! Und du bist siebenundzwanzig, also 98 geboren. Welcher Tag?”

Stacy blinzelt. Er hat 27 statt 17 verstanden. Das erklärt einiges.

Äh… 12. März?
“Super, dann hier bitte IBAN und Unterschrift.”

Stacy hat keine Ahnung, wie sie da wieder rauskommen soll, also macht sie einfach, was er sagt. Kaum ist sie fertig, breitet der Mann die Arme aus und drückt sie. Stacy stirbt innerlich an cringe, aber sie will wirklich nicht nochmal in den Knast. Also lässt sie es über sich ergehen. Kaum ist sie ein paar Schritte weg vom Stand, zieht sie ihr Handy raus und schickt eine panische Sprachnachricht in die WG-Gruppe Dorfgruppe:

Oh mein Gott, Leute… ich bin so ein Opfer. OH MEIN GOTT!! Ich war einkaufen und dann spricht mich so ein Typ an und macht mir Komplimente für meine Augen und jetzt hab ich EIN PATENKIND?! Was mach ich denn jetzt?! Ist das überhaupt legal?? Hilfe!!